Springe direkt zu: Inhaltsbereich Hauptnavigation Metanavigation

Junges DTF
Ayşegül Çelik: Papierschiffchen in der Wüste, Quelle: Edition CONVERSO

Literatur 16.12.2022 /// 19:30 - 22:00 Uhr Literaturhaus Stuttgart Ayşegül Çelik: Papierschiffchen in der Wüste

LITERATÜR widmet sich der Unterdrückung der Jesid*innen

Ayşegül Çelik widmet sich in diesem Roman der Unterdrückung der Jesid*innen: „Als ich den Stift zur Hand nahm, sprang mich ihr Leid mächtig an. Jesidische Kelims bringen heute Millionen, aber wo sind die Jesiden?“ Zum Beispiel in der Geschichte von Yildiz, die mit nur zwölf Jahren, in die Schwiegerfamilie gebracht, gewissermaßen um ihr Leben webt. Als sie einem Pfau auf einem Wandteppich einen Partner beigibt, öffnet er die Augen. Die strenge Moral der fremden Familie verbietet ein solches Motiv, man schneidet es aus dem Teppich. Da fliegen die Vögel auf und davon.

Ein hochpoetisches kleines Meisterwerk voll widerständiger Phantasie. Ein Plädoyer für die Befreiung von all denen, die uns ein Leben vorschreiben wollen, das nicht aus dem Herzen heraus, sondern als „fremdes“ Leben gelebt wird.

Sabine Adatepe moderiert und übersetzt die Lesung, die von künstlerischen Illustrationen und ethnischer Livemusik umrahmt wird.

Ayşegül Çelik

Ayşegül Çelik, Quelle: Ayşegül Çelik
Quelle: Ayşegül Çelik

1968 in Ankara geboren, schloss sie ein Studium der Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften mit einer sozialanthropologischen Arbeit ab und absolvierte danach ein Studium der Theaterwissenschaften ebenfalls in Ankara. Früh erschienen ihre Erzählungen, Artikel, Interviews wie auch Lyrik in renommierten Literaturzeitschriften. Sie schrieb auch für Film und Fernsehen, ihre Hörspiele wurden mehrfach von der öffentlichen Rundfunkanstalt TRT ausgezeichnet. Am Staatlichen Konservatorium der Universität Ankara lehrte sie Mythologie und Weltliteratur. Nach langen Jahren als Beamtin in Ankara nutzte sie die Gelegenheit der Frühverrentung und zog auf die Halbinsel Datça. Dort ist sie als Kunsthandwerkerin im eigenen Atelier mit Glas-, Bronze- und Kupferarbeiten beschäftigt und befasst sich auch weiterhin mit Literatur und Theatergeschichte.

Ihre erste Buchpublikation war der Lyrikband Sensizkaradenizdüşleri (1997, Schwarzmeerträumeohnedich), es folgten vier Erzählbände, zuletzt Kağıt Gemiler (2010, Schiffe aus Papier), und zahlreiche Beiträge in Anthologien. 2013 gab sie die Anthologie Alis Harikalar Diyar’ından Tüymüş (Alice floh aus dem Wunderland) mit humorvollen Geschichten über sich emanzipierende Frauen heraus. Im selben Jahr erschien ihre Romanbiographie des bedeutenden türkischen Theater- und Filmkünstlers Muhsin Ertuğrul, Ölmeyi Bilen Adam Muhsin Ertuğrul (2013, Der Mann, der sich aufs Sterben verstand). Ayşegül Çelik wurde 2008 mit dem Literaturförderpreis Notre Dame de Sion und 2010 mit dem Yunus-Nadi-Erzählpreis ausgezeichnet.